Schokierende Vaping-Studie aus Grossbritannien: Warum Panikmache keine Wissenschaft ist
In den vergangenen Tagen sorgte eine britische Studie der Manchester Metropolitan University europaweit für Schlagzeilen. Titel wie „Vaping-Horror: tödliche Nebenwirkungen – Herzkrankheiten, Organversagen, Demenz“ dominierten die Medien. Das britische Boulevardmagazin Mirror inszenierte daraus eine Sensationsmeldung, die inzwischen auch in deutschsprachigen Medien aufgegriffen wurde. Doch bei genauer Betrachtung zeigt sich schnell: Hier handelt es sich weniger um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse als vielmehr um reisserische Stimmungsmache.
🔍 Worum geht es in der Vaping-Studie?
Unter der Leitung von Dr. Maxime Boidin läuft seit rund 12 Monaten eine Untersuchung zu den langfristigen Auswirkungen des Dampfens. Beteiligt sind insgesamt 60 Personen, aufgeteilt in:
- 20 Dampfer
- 20 Raucher
- 20 Nichtraucher/Nichtdampfer
Ziel der Vaping-Studie ist es, die Auswirkungen auf die Gefässgesundheit zu beobachten. Laut ersten Aussagen des Studienleiters zeigen sich bei den Dampfern ähnliche Schäden wie bei Rauchern – insbesondere eine Versteifung der Arterien, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz führen könnte.
❌ Wo liegen die Probleme?
1. Viel zu kleine Testgruppe
Eine Studie mit nur 60 Teilnehmern ist für eine derart weitreichende Behauptung völlig unzureichend. In solch kleinen Gruppen können einzelne Ausreisser das Ergebnis massiv beeinflussen. Zudem bleibt unklar, ob einzelne Dampfer zusätzlich rauchen oder Cannabis konsumieren – was das Resultat erheblich verfälschen könnte.
Bei wissenschaftlichen Studien zu gesundheitlichen Langzeitfolgen gelten mehrere hundert bis tausende Probanden als Mindeststandard, um zufällige Schwankungen auszugleichen und aussagekräftige Daten zu erhalten. Gerade beim Thema E-Zigaretten, bei dem viele Faktoren wie Konsumdauer, Nikotinstärke, Lebensstil oder Vorerkrankungen eine Rolle spielen, reicht eine Gruppe von 20 Dampfern keinesfalls aus, um belastbare Schlüsse für eine ganze Nutzergruppe zu ziehen. Hier wird auf Basis von minimalen Zahlen ein grosses Gesundheitsrisiko konstruiert – ohne die nötige statistische Grundlage, die eine solche Aussage überhaupt rechtfertigen würde.
2. Fehlende Peer-Review und Veröffentlichung
Bislang wurde die Studie in keinem anerkannten Fachjournal veröffentlicht und wurde nicht von unabhängigen Experten geprüft. Ohne Peer-Review fehlt die notwendige wissenschaftliche Absicherung, da weder Methodik noch Ergebnisse transparent bewertet wurden. Dennoch wird sie bereits in den Medien als „bahnbrechender Durchbruch“ inszeniert, obwohl die notwendigen wissenschaftlichen Standards für eine seriöse Bewertung der Daten fehlen. Solange keine Überprüfung durch Fachkreise erfolgt ist, bleibt die Studie als Quelle für verlässliche Aussagen über Gesundheitsrisiken von E-Zigaretten ungeeignet.
3. Unklare Ursachen
Bemerkenswert ist auch, dass der Studienleiter selbst nicht konkret sagen kann, welche Stoffe aus E-Zigaretten angeblich die Arterien schädigen sollen. Während bekannte Inhaltsstoffe wie Propylenglykol und pflanzliches Glycerin seit Jahren umfassend untersucht sind, bleibt hier jede belastbare Begründung aus.
4. Reisserische und voreingenommene Darstellung
Der Studienleiter spricht von „Horror-Ergebnissen“ und dass die Menschen „entsetzt sein werden“. Solche Aussagen haben in einer sachlichen wissenschaftlichen Kommunikation keinen Platz. Hier wird Angst geschürt, ohne belastbare Daten vorzulegen.
5. Extremfälle statt Alltag
Im Artikel werden extreme Beispiele von Personen aufgeführt, die nahezu pausenlos dampfen. Diese Fälle repräsentieren nicht den typischen Dampfer, der verantwortungsvoll konsumiert und die E-Zigarette als Alternative zum Rauchen nutzt.
⚠️ Warum solche Panikmache gefährlich ist:
Durch solche einseitigen und schlecht abgesicherten Berichte entsteht ein falsches Bild von E-Zigaretten. Sie werden verteufelt, obwohl sie weltweit von vielen Gesundheitsexperten als wirksames Mittel zur Schadensminimierung für erwachsene Raucher anerkannt sind.
Internationale Gesundheitsbehörden wie Public Health England und zahlreiche andere Institutionen halten nach wie vor fest, dass E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten um bis zu 95 % weniger schädlich sind.
📝 Fazit
Die britische Vaping-Studie von Dr. Boidin liefert bisher keine belastbaren, wissenschaftlich überprüften Daten. Ihre Ergebnisse sind mit grosser Vorsicht zu betrachten und reichen keinesfalls aus, um derart dramatische Schlagzeilen zu rechtfertigen.
Solange keine umfangreichen Langzeitstudien mit grossen Teilnehmerzahlen und unabhängiger Prüfung vorliegen, sollten solche Artikel als das gesehen werden, was sie sind: reisserische Panikmache ohne wissenschaftlichen Mehrwert.
💡 Hinweis für Leser:
Bleiben Sie kritisch, wenn Medien mit extremen Schlagzeilen Angst schüren. Informieren Sie sich bei unabhängigen Quellen und hinterfragen Sie die Qualität der zugrunde liegenden Studien. Zum Artikel im Mirror hat das Onlinemagazin Planetofthevapes einen interessanten Gegenartikel veröffentlicht.